Eine Pestführung vom Hochwiesparkplatz zum Pestfriedhof veranstalteten die beiden städtischen Gästeführerinnen Christine Monzner-Marxer und Kerstin Waizenegger für die Mitglieder des Heimatvereins. Sie schlüpften in die Figuren von Magdalena, der Frau des Oberdorfer Baders und von Anna, der Tochter des Scharfrichters. So machten sie mit ihren interessierten Zuhörern einen Zeitsprung in das 17. Jahrhundert, als bei uns der 30-jährige Krieg wütete.

Die Pest kam – wieder einmal – nach Oberdorf, niemand wusste, wie man sich ansteckte, wie man sie behandeln konnte und wie man sich vor ihr schützen konnte, erzählten sie. Anna und Magdalena jedenfalls sammelten Kräuter, setzten damit Tinkturen an und kochten Salben, um die Leiden der Erkrankten zu lindern und um die Gesunden vor der Krankheit zu bewahren.

Sie berichteten aber, dass es auch andere Reaktionen auf die Seuche gab. Viele Menschen suchten ihr Heil im Gebet, denn in der Pest sahen sie eine Strafe Gottes. Der Markt Oberdorf hatte eine Pestordnung erlassen: Der Ort wurde abgeriegelt, nur in Ausnahmefällen durfte jemand einreisen oder ausreisen. An festgelegten Orten konnten die Oberdorfer Listen für notwendige Einkäufe hinterlegen, die von den Händlern dann dorthin geliefert wurden. So sollte verhindert werden, dass die Seuche immer wieder eingeschleppt und weiterverbreitet wird. Auch strenge Regeln, wie sich eine Familie verhalten soll, in der ein Krankheitsfall aufgetreten war, enthielt sie. Anna und Magdalena wussten viele Geschichten zu erzählen, wie die Pest im Ort gewütet hatte und einfache wie wohlhabende Menschen, Alte und Junge, dahingerafft hatte. Die Toten wurden in Leinen eingenäht zum Pestfriedhof bei Kohlhunden gebracht, den die Führung auch besuchte. Über 200 tote Erwachsene und fast ebenso viele tote Kinder waren es am Ende des Seuchenzuges. Jeder fünfte Einwohner von Oberdorf war der Krankheit erlegen.

An dem Anschauungsmaterial, das die beiden Gästeführerinnen zeigten, hatten auch die erwachsenen Gäste ihrer ursprünglich für Kinder konzipierten Führung ihre Freude: Kräuter und Räucherwerkzeug und sogar eine Stoffratte, die an einer Schnur aus ihrem Karren hüpfte, hatten sie dabei. Viele Parallelen zur aktuellen Corona-Pandemie zogen die Teilnehmer der Führung: Auch gegen Corona gibt es kein Heilmittel, Abstand und eine Maske sollen die Verbreitung der Krankheit eindämmen. Alle Teilnehmer der Führung hielten sich akkurat an diese Regeln.

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