Dem Heimatmuseum Marktoberdorf wurde ein wertvoller Schatz überlassen. Einen wunderbar erhaltenen Landauer (pferdegezogener viersitziger Wagen mit Kabine) aus der „guten alten Zeit“ zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. Er verkörpert eine wertvolle lange Familientradition.

Als Joseph Sailer 1897 die kleine Braun- und Weißbierbrauerei und Gaststätte „Zum Adler“ in Oberdorf erwarb, gab er schon bald darauf den Auftrag zum Bau der repräsentativen Kutsche. Über vier Generationen hinweg und eine wechselvolle Brauereigeschichte mit mehreren Brauereierweiterungen, -neubauten und der Verlagerung nach Leuterschach blieb der Landauer im Familienbesitz der Brauerfamilie Sailer.

Das heute historische Gefährt war immer wieder im Einsatz und dokumentierte den gesellschaftlichen Stand eines Bräus bzw. der Brauerei. Bei bedeutenden Ereignissen in letzter Zeit, wie zum Beispiel bei der Stadterhebung 1953, beim 25-jährigen Stadtjubiläum 1978, bei Festzügen oder Ehrungen wurde der Landauer für repräsentative Zwecke gerne eingesetzt. Dabei durften Honoratioren, wie z.B. Landrat, Stadtpfarrer, Bürgermeister, Abgeordnete MdL, MdB Platz nehmen. Ein Comeback erlebte der „Sailer Landauer“ in Marktoberdorf bei den Valentinstagen während der 60-er Jahre, bei denen wichtige Persönlichkeiten vom Valentinspaar samt Hornisten mit einem Valentinssträußchen beehrt wurden. Schöne Erinnerung an die jüngere Vergangenheit. Die neue Errungenschaft wird garantiert ein begehrter Blickfang bei Fotoaufnahmen, als Requisite bei Hochzeiten oder Kinderfesten im Hartmannhaus. 

Die Geschichte wird noch interessanter, wenn man weiß, dass dieser Landauer im alten Oberdorf hergestellt wurde, wie die Inschrift der Radnabenkappen zeigt: M. Rudolph Markt-Oberdorf.  Geburtsstätte ist somit die ehemalige Schreinerei Markus Rudolph (1851–1907) mit Schwerpunkt Möbelmagazin, Schlitten- und Kutschenbau. Vorgänger des  ehemaligen Marktoberdorfer Möbelhauses Rudolph. Über das genaue Baujahr gibt es leider keine Informationen.

Weitere Gefährte aus der gleichen Werkstätte lagern im Mindelheimer Stadtmuseumsdepot. Sie dienten einem entgegengesetzten Zweck, nämlich als ehemalige Leichenwagen. In jüngster Zeit kam der Leichenwagen bei der Beerdigung von Altlandrat Dr. Hermann Haisch (Unterallgäu) zum Einsatz.

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