Schon jetzt ist sie der Liebling aller Brautpaare, die sich für eine Trauung im Hartmannhaus entscheiden: die frisch renovierte Kutsche des Heimatvereins. Sie wurde etwa 1935 hergestellt und später von der Familie Brenner aus Kohlhunden dem Heimatverein überlassen. Die Zeit hatte ihre Spuren hinterlassen: Polster und Himmel waren zerschlissen, das Lederverdeck gesprungen, der Spannrahmen verbogen und zum Teil gebrochen. Der Heimatverein wollte sie renovieren lassen und wurde bei der Autosattlerei und Polsterei Scupin in Kaufbeuren fündig: Dort suchte die Meisterschülerin Theresa Steiner nach einer geeigneten Aufgabe für ihr Meisterstück und machte sich mit Begeisterung und Kreativität an die ungewohnte Arbeit.

In einer Bildershow im Hans-Zacherl-Stadel am Hartmannhaus zeigte und erklärte sie die Verwandlung der Kutsche von einem hässlichen Entlein in einen schönen Schwan: Am Anfang stand der Ausbau der zu ersetzenden Teile und die Feststellung der Schäden. Und die waren erheblich. Schreinerkollegen von der Meisterschule halfen bei den Holzteilen. Für den Fußraum fand sie kreativ eine neue Lösung und ersetzte eine bezogene Holzrolle durch ein schräges Blech, an dem sich ein Kutscher beim Bremsen einstemmen könnte. Die Erneuerung des Verdecks, der Polster und Zierleisten waren Gegenstand ihrer Meisterprüfung. Sie übte zunächst mit Kunstleder und freute sich, wie gut das gleich klappte. Als sie dann mit Leder arbeitete, kam sie ins Schwitzen, denn das zog und legte sich nicht so gut. Letztendlich hat aber alles sehr gut geklappt, freute sie sich mit Blick auf ihr fertiges Meisterstück: Das braune Lederdach lässt sich wieder problemlos einklappen, innen zeigt sich ein faltenfreier, heller Himmel, zu dem die neuen roten Polster mit Rautenheftung perfekt passen. Das I-Tüpfelchen sind die äußeren Alu-Schmuckleisten, die schwungvoll gebogen sind. „Die hab‘ ich über meinem Bein gebogen“, erklärte sie auf eine Nachfrage aus dem Publikum, und danach habe sie tagelang blaue Flecken gehabt. Der große Zeitaufwand – weit mehr als 100 Stunden – hat sich gelohnt. Darin waren sich nicht nur die Zuhörer, sondern auch Polstermeister Hans-Joachim Scupin einig, der sichtlich stolz über die Arbeit seiner Mitarbeiterin ist.

Text und Foto: Kornelia Hieber

 

 

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