„Liebe Marktoberdorfer in der Ferne!“,

so begann 1963 der erste Heimatbrief, welchen der Heimatverein Marktoberdorf e.V. herausgab. Auf zwei Doppelseiten erschien er zunächst als „Weihnachtsbrief“ und sollte die Verbindung zwischen Marktoberdorf und den Auswärtigen erhalten, sowie in heiter-humorvollem Ton ein lebendiges Bild ihrer Heimatstadt zeichnen. Die Titelseite zierte eine Schwarzweißfotografie von Frauenkapelle und altem Rathaus zur Winterszeit. Geschrieben hat ihn Karl Gäble, seinerzeit Vorstandsmitglied im Heimatverein und Zeitungsredakteur in Marktoberdorf. Wer die weiteren Ausgaben geschrieben hat, lässt sich heute nicht mehr genau feststellen, denn damals wurde der Autor noch nicht angegeben.

Fest steht, dass der Heimatbrief auf Initiative des damaligen Vorsitzenden des Heimatvereins Hans Wachter und von Maria Schnitzer von der Druckerei Schnitzer verwirklicht wurde. Auf 22 Inhaltsseiten und einen farbigen Umschlag war der Heimatbrief 1982, als er zum letzten Mal von Maria Schnitzer, Hans Wachter oder Karl Gäble geschrieben wurde, schon angewachsen.

Die Ausgaben 1983 bis 1985 schrieb Irmgard Stuber. Ab 1985 trug der Oberdorfer Heimatbrief bereits den Untertitel „Jahreschronik der Stadt Marktoberdorf“. Von 1987 bis 1991 stürzte sich Anni Lutz in die Arbeit, den Heimatbrief zu schreiben. Sie gab dem Heimatbrief mit Gedichten eine besondere Note und mit wunderbaren Fotografien des in Marktoberdorf so geschätzten Fotografen Edi Baumgartner. 1992 übernahm Monika Schubert dieses Amt. Sie zeichnete das kulturelle Leben in Oberdorf besonders farbig und fachkundig auf. Gerne stellte sie aktuellen Stadtansichten alte Schwarzweißaufnahmen von früher gegenüber und schlug so eine Brücke von der Vergangenheit zur Gegenwart. 2002 begann die Heimatbriefära von Rosemarie Klimm, welche den Lesern der Allgäuer Zeitung auch als freie Mitarbeiterin wohlbekannt ist. 10 Jahre lang gab sie mit ihrem lebendigen Schreibstil dem Heimatbrief eine ganz besondere Note und baute ihn zu einer nunmehr 76 Textseiten zählenden Chronik aus. 2012 hat Kornelia Hieber die Aufgabe des Heimatbriefschreibens übernommen. Seit 2020 ist Anton Reichart für den Inhalt des Heimatbriefes verantwortlich.

Wie ein Heimatbrief entsteht:

Voraussetzung für das Heimatbriefschreiben ist gründliches Zeitungslesen. Der Schreiber kann nämlich nicht überall sein, wo etwas Berichtenswertes geschieht. Deshalb dient der Lokalteil der Allgäuer Zeitung als Informationsquelle. Die Fleißaufgabe besteht darin, aus jeder Tagesausgabe das herauszusuchen, was für Marktoberdorf von Bedeutung ist und einmal im Heimatbrief stehen soll. Das ist nicht so einfach, denn wer weiß schon beim ersten Zeitungslesen, aus welchem Geschehnis sich eine ganze Kette weiterer Ereignisse ergibt oder welche total wichtige Meldung eine Eintagsfliege bleibt. Deshalb gilt anfangs: lieber mehr als weniger aufschreiben. Die wichtigsten Informationen werden zusammengefasst und themenbezogen – beispielsweise unter Stadtentwicklung oder Kultur – übers ganze Jahr festgehalten.

Die gewünschten Fotos, etwa 20 pro Monat, werden in Monatslisten zusammengestellt. Nach diesen Listen sucht Andreas Filke von der Allgäuer Zeitung dann die Fotos heraus und stellt sie für den Heimatbrief zur Verfügung.

Hektisch wird es ab dem 15. Oktober: Das ist immer der letzte Tag des Jahres, über den im Heimatbrief berichtet wird. Ab da gilt es, die Unterlagen für die Druckerei zusammenzustellen, welche den Heimatbrief jedes Jahr setzt und druckt. Dann müssten alle Textrubriken einschließlich Vorwort, Inhaltsverzeichnis und Impressum zusammengestellt werden. Nach der Auswahl der Fotografien geht das Manuskript an die Druckerei.

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht auffällt: Der Heimatbrief ist keine Einzelarbeit, sondern Teamwork: Mitglieder des Heimatvereins bemühen sich das ganze Jahr über um Sponsoren, ohne die die jährliche Herausgabe nicht möglich wäre. Die Vorsitzende des Heimatvereins, Angelika Gapp, steuert rechtzeitig ein Vorwort bei. Gleich mehrere Vereinsmitglieder lesen Korrektur. Liegt der Heimatbrief druckfrisch vor wird er durch Mitglieder des Heimatvereins verteilt. Den Verkauf übernehmen die Marktoberdorfer Geschäfte. Bis Weihnachten finden auch die Oberdorfer in der Ferne einen Heimatbrief in ihrem Briefkasten, wie im Anfangsjahr 1963. Die Versandkosten dafür übernimmt der Heimatverein jedes Jahr, während die Stadt dankenswerterweise die Satz- und Druckkosten trägt.

Für den Schreiber gibt es keine Pause, denn ab dem 16. Oktober beginnen schon wieder die Arbeiten für den Heimatbrief des nächsten Jahres…

 

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