Noch immer wird in vielen bayerischen Gebieten zu Maria Himmelfahrt am 15. August ein schöner alter Brauch gepflegt, der Achtung vor der Schöpfung zeigt: Die Frauen sammeln Kräuter, die zu Kräuterboschen gebunden und dann in der Kirche geweiht werden. Je nach Region werden traditionell 7, 12, 24, 72 oder sogar 99 verschiedene Kräuter, Getreidearten und auch Wurzelgemüse in diese Boschen gebunden. 

Der Mittelpunkt sollte aus einer Königskerze bestehen. Um sie werden die Kräuter wie Johanniskraut, Wermut, Beifuß, Rainfarn, Tausendgüldenkraut, Schafgarbe, Eisenkraut, Thymian, Baldrian sowie Getreidearten gebunden. Wird statt eines Boschens längs der Königskerze eine sogenannte Kräuterzange gebunden, kommen an deren Ende noch Wurzelgemüse. Der Brauch geht auf die Marienlegende zurück, dass am dritten Tag nach dem Begräbnis Mariens die Apostel in ihrem Grab statt ihres Leichnams verschiedene Heilkräuter vorfanden. Nach der Weihe werden Boschen und Zangen gut aufgehoben, teilweise auch ans Vieh verfüttert und im Herd verbrannt. Das geweihte Getreide wird unter das Saatgut gemischt. 

In Marktoberdorf erhält der Heimatverein schon seit Jahrzehnten diesen schönen Brauch am Leben. Nicht nur die Vereinsmitglieder, auch weitere interessierte Frauen treffen sich regelmäßig am Nachmittag vor Maria Himmelfahrt beim Heimatmuseum Hartmannhaus, um aus den vormittags gesammelten und mitgebrachten Kräutern und Blumen rund 200 Kräuterboschen zu binden, um sie dann am Feiertag in der Messe weihen zu lassen. Gegen eine Spende werden die geweihten Boschen anschließend an die Gottesdienstbesucher abgegeben. Die erhaltenen Spenden werden wieder einem guten Zweck vor Ort zugeführt. Zudem stellen die Frauen auch noch eine wunderschöne, lange Kräuterzange für die Ausschmückung der Frauenkapelle am Marktplatz her.

 

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